Erste Fachtagung zu Qualität im Ganztag
Minden-Lübbecke, 20.05.2010
Mehr Bildungschancen für Kinder
Erste Fachtagung zu Qualität im Ganztag
"Ziel des Ganztages ist es, unseren Kindern mehr Bildungschancen zu eröffnen," sagte Landrat Dr. Ralf Niermann zur Eröffnung der ersten Fachtagung "Qualität im Ganztag" in Minden. Veranstaltet wurde die Fachtagung vom „Regionalen Qualitätszirkel OGGS“, in dem sich Fachleute aus Erziehung, Bildung und Ausbildung sowie Vertreter kommunaler Gebietskörperschaften zusammengeschlossen haben. "Veranstaltungen wie diese Fachtagung tragen dazu bei, die Professionalisierung der Ganztagsschulen zu unterstützen und das Miteinander der verschiedenen schulischen und außerschulischen Partner zu systematisieren und zu stabilisieren," sagte Dr. Niermann. "Denn nicht nur die Kinder sollten im Ganztag gesehen werden, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Lehrkräfte. Ihrem engagierten Einsatz ist es zu verdanken, dass Ganztag, egal in welcher Form - gebunden oder ungebunden - in diesem Lande ein Erfolgsmodell darstellt, das es gilt auszuweiten und auf allen Ebenen zu unterstützen."
Die Fachtagung zog mit Vorträgen, Diskussionen und Best Practise-Beispielen an zwei Tagen insgesamt rund 350 interessierte Teilnehmer an. „Das Verhältnis von Bildung, Betreuung und Erziehung im offenen Ganztag“, „Soziales Verhalten und Kulturtechniken beim Mittagessen erlernen“, „Von den Hausaufgaben zur Lernzeit“ waren wesentliche Vortragsthemen.
Im offenen Ganztag wissen Eltern ihre Kinder bis in den Nachmittagsbereich hinein gut versorgt. Nach dem Unterricht essen die angemeldeten Kinder gemeinsam Mittag. Engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen sie bei Spiel, Spaß, Bildung und Hausaufgabenbetreuung und setzen sich mit viel Herz und Kreativität, aber begrenzten finanziellen Ressourcen für die Qualität ihres Angebots ein. Um diese weiter zu verbessern, setzen die Beteiligten auf Austausch und Weiterbildung.
"Ganztagsschulen bieten mehr als Unterricht und reine Betreuung" - das war die These von Referentin Elisabeth Brinkman, Ganztagskoordinatorin aus Hamm. Kinder lernen soziale Kompetenz, erhalten besondere Unterstützung unabhängig von der finanziellen Situation der Eltern, und sie verbringen ihre Freizeit sinnvoll. Ganztagsschulen schaffen ein breiteres Bildungsangebot und haben dabei mehr zeitliche Freiräume. Dr. Jutta Standop von der Universität Bielefeld befasste sich mit dem Thema Hausaufgaben: Über Sinn und Nutzen von Hausaufgaben wird viel diskutiert, ihr Lernerfolg ist bislang nicht wissenschaftlich erbracht worden. Dennoch sind die Elternerwartungen an die Hausaufgabenbetreuung im Offenen Ganztag sehr groß. Mit der Hausaufgabenbetreuung im Ganztag entstehen Chancen für eine veränderte Hausaufgabenkultur - nicht mehr die Orientierung am Abschluss sondern die Entwicklung von Bildung steht im Mittelpunkt. Matthias Bartscher berichtete aus der Elternschule Hamm: Durch den Ganztag können auch Eltern ganz anders in die Arbeit der Schule einbezogen werden.
Workshops befassten sich mit Themen wie „Rhythmisierung in Ganztagsklassen“, „Essenskultur im Ganztag“, „Selbstbehauptungskurse im Nachmittagsbereich“, „So funktioniert die offenen Ganztagsschule“ und „teutolab-chemielabor Naturwissenschaften zum Anfassen“. Danach stand für alle Teilnehmer die Frage nach den Basisstandards im Ganztag im Mittelpunkt.
Die wichtigsten Forderungen der Tagungsteilnehmer: eine gute Vernetzung von Vormittags- und Nachmittagsbereich durch Eltern, Lehrkräfte und Ganztagsmitarbeiterinnen zusammen. Es soll gemeinsame Regeln geben in Schule und Ganztag, beide Bereich sollen verzahnt werden, Lehrkräfte und Personal des offenen Ganztages auf Augenhöhe kooperieren. Weitere Forderungen bezogen sich auf die Rahmenbedingungen wie Zeit, Finanzen, Räumlichkeiten und Quantität wie Qualität des Personals im Ganztag. Die Forderung nach mehr Fortbildung auch gemeinsam mit den Lehrkräften fand großen Anklang auf der Veranstaltung.
Seit ungefähr sechs Jahren gibt es im Mühlenkreis eine wachsende Anzahl von offenen Ganztagsgrundschulen. Im Qualitätszirkel arbeiten Vertreter der Schulträger, der Schulämter, der Schulen und Ganztagsteams, Vertreter der Ganztagsberater, der Berufskollegs für Erzieher, des Studienseminars für Grundschulen, der Jugendämter, der Ganztagsträger, des Kompetenzteams, des Kreissportbundes und Elternvertreter gemeinsam daran, Erzieher und Lehrer im Ganztag zu unterstützen. Einrichtungsübergreifend sollen Mindestanforderungen und damit Richtwerte für Ganztagseinrichtungen der Region zur Verfügung gestellt werden, die wiederum als Grundlage für gegebenenfalls politische Forderungen in Bezug auf Finanzen, Räume oder Mitbestimmung dienen können. Der regionale Qualitätszirkel OGGS wird die Anregungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgreifen und sich auch weiterhin einrichtungs-, träger- und kommunalübergreifend für die qualitative Weiterentwicklung des offenen Ganztages einsetzen.